Ein Interview von Sklave Max mit Lady Addison
Sehr verehrte Lady Addison, zuerst danke ich Ihnen für Ihre Zeit, die Sie mir gewähren, um dieses Interview zu führen. Das ist sehr gern geschehen. Als Ihr Sklave kenne ich Sie ja bereits ein wenig besser. Doch es würde mich interessieren, wie Sie Ihre Sklaven sehen. Sind das alles wertlose Geschöpfe für Sie? Nein, überhaupt nicht. Grundsätzlich respektiere ich jeden Menschen, der mich auch respektiert. Man muss da aber schon differenzieren. Wenn jemand nur einmal zu mir in eine Session kommt, habe ich natürlich noch nicht eine enge Beziehung zu dieser Person. Es entsteht erst mit der Zeit eine gewisse Bindung, die durchaus gegenseitig erfüllend sein kann.
Sie meinen damit vor allem finanziell interessant für Sie? Nein. Natürlich verlange ich für meine Sessions einen Tribut. Abgesehen vom finanziellen Aufwand für die Location-Miete und für die umfassende Auswahl an Toys und Verbrauchsartikeln gibt es auch einen grossen zeitlichen Aufwand, den ich betreibe. 1 Stunde Spielzeit bedeutet für mich zum Beispiel 3 Stunden Zeitaufwand (Vorgespräch, Nachgespräch, Vorbereitungen, Aufräumen, Reinigen und Desinfizieren). Es ist alles ein viel grösserer Aufwand als man denkt. Aber ich spare niemals bei der Qualität. Das wäre nicht meine Art. Jemand, der regelmässig zu mir kommt, ist für mich keine reine „Einnahmequelle“. Es entstehen auch Freundschaften, Bindungen und natürlich Versklavungen. Haben Sie denn ein Pflichtenheft für einen Sub oder Sklaven? Oder anders gefragt: Wie sieht denn der Ideal-Sklave aus für Sie? Natürlich hat jede Lady ihre Präferenzen. Und wer mag es nicht, wenn ein Sub oder Sklave gut gebaut und ansehnlich ist? Aber am wichtigsten ist wohl die berühmte Chemie. Die kann man nur schwer beschreiben. Es ist halt das gewisse Etwas, das entscheidet, ob eine Beziehung längerfristig passt oder nicht - das ist bei jeder Art von Beziehung so. Gibt es Sessions, bei denen Sie vom Sub absolut keine Vorgaben bekommen?
Ja, natürlich. Das kommt vor. Jedoch will ich immer ein wenig über den Sub und seine Erfahrungen und Interessen wissen, bevor ich meine Session anfange. Allerdings habe ich festgestellt, dass es einige Parameter gibt, die nur schwer mit Worten abzugrenzen sind.
Was meinen Sie genau damit? Nun, gerade bei der Schmerztoleranz gibt es ja keinen genauen Wert, den mir jemand nennen kann. Also „sehr belastbar“ ist ein dehnbarer Begriff. Daher ist es oft ein Herantasten, wenn man sich zum ersten Mal trifft. Schliesslich will ich auch niemanden überfordern. Deswegen entstehen über einen längeren Zeitraum die schönsten Erlebnisse. Würden Sie sich denn als extrem sadistisch oder streng beschreiben? Das sind wieder sehr unklar definierte Begriffe. Ich persönlich empfinde mich nicht als extrem sadistisch. Ein devoter Fetischist ohne Maso-Anteil könnte das aber durchaus so empfinden. Ich mag es, wenn ich mich ausleben kann, ohne dabei gebremst zu werden. Deswegen steckt man vor einer Session ja auch den Rahmen ab, der für das gemeinsame Spiel gültig ist. Was bremst Sie denn? Das ist unterschiedlich. Es können Dialoge während einer Session sein oder wenn jemand einfach nicht in den "Flow" kommt. Dann ist es manchmal für mich schwieriger, die ganze Energie und den Verlauf der Session zu steuern. Oder wenn jemand „keine Spuren“ nach einer Session wünscht. Da muss ich mich natürlich daran halten. Die Spielarten sind dann etwas eingeschränkt. Ein paar rote Flecken oder Kratzer meiner Fingernägel gibt es schnell, zumal jede Haut auch anders reagiert.
Was machen Sie in so einem Fall, wenn es keine Spuren geben darf? Ich spiele mehr mit Sinnesentzug und nutze Überraschungseffekte. Vorheriges Folieren oder Mumifizieren kann Sinn machen. Bei reinen Feminisierungen ist das dann auch wieder kein Problem - hier steht ja ein anderes Element im Fokus. Bei der Hypnose kann man hier auch viel beeinflussen. Zudem gibt es natürlich auch ausgeprägte Rollenspiel- und Fetisch-Session. Da geht es weniger um physische Behandlungen, sondern mehr um das Ausleben einer bestimmten Vorliebe, eines Objekt- oder Material-Fetisches. Je mehr Tabus es gibt, umso mehr muss ich mich einschränken. Aber es kann auch eine schöne Herausforderung sein, eine solche Session zu gestalten. Wie arbeiten Sie in der Hypnose?
Ich nutze Hypnose entweder als Einstieg in eine BDSM-Session oder als reines Kopf-Erlebnis. Dann findet die ganze Geschichte quasi im Kopfkino des Subs statt. Meistens kommt aber schon noch eine körperliche Komponente dazu. Ich spiele mit der Intensivierung von Fetischen. Es geht hauptsächlich darum, die Vorlieben verstärkt zu erleben oder Hindernisse zu überwinden. Wenn sich jemand in die Hypnose einlässt, entstehen schöne Erlebnisse für beide Seiten. Dazu braucht es ein gewisses Grundvertrauen. Bekommen Sie dieses Vertrauen denn gleich von Anfang an? Nun ja - es ist schon die Voraussetzung, dass ich überhaupt mit dem Sub spielen kann. Man hat ja im Vorfeld einen Kontakt per E-Mail oder Telefon, dann folgt das Einführungsgespräch. Wenn jetzt jemand merkt, dass er mit meiner Art wirklich nicht klar kommt, darf er natürlich wieder gehen. Das ist zum Glück aber noch nie passiert. Deswegen lege ich ja Wert auf einen Austausch, bevor es zum Treffen kommt. Ich beantworte auch Fragen, damit sich der Sub entspannen und wohlfühlen kann, bevor wir starten.
Welches sind denn Ihre schönsten Erlebnisse mit Subs und Sklaven? Das ist sehr individuell. Ich kann hier keine einzelnen Szenen oder BDSM-Techniken nennen. Wer mich kennt, der weiss, dass ich Peitschen, CBT und Klinikspiele liebe. Aber ich kann genauso gut bei Rollenspielen eine tolle Session haben. Das Wichtigste ist eigentlich, dass man gemeinsam in einen Flow-Zustand kommt. Also quasi eine Verschmelzung - das gemeinsame Abtauchen. Dann ist es für mich sehr berührend: die Nähe und die Tiefe zu spüren.
Und wie erreicht man diesen Flow-Zustand?
Natürlich am besten mit vorheriger Hypnose - aber auch wenn jemand sehr offen ist und sich auch hingeben möchte, wenn er eben schon Grundvertrauen mitbringt und sich schnell fallenlassen kann. Wenn jemand zu mir sagt „Das habe ich bisher noch mit keiner Herrin gemacht - das bedeutet mir jetzt gerade sehr viel“, dann berührt mich das schon. Und es macht mich auch stolz, dass ich ein Teil einer geheimen Welt geworden bin, die anderen verborgen blieb. Sehr erfahrene Subs und Sklaven können sich meistens schneller und besser fallenlassen, weil sie es sich schon gewohnt sind, sich einer Herrin hinzugeben.
Wie soll ein Sub, der auf der Suche nach einer Domina ist, am besten vorgehen? Selbstverständlich ist es wichtig, die gemeinsamen Interessen abzuklären. Nicht jede Dame macht das Gleiche. Es gibt die sinnlichen und erotischen Damen, dann die klassischen und strengen Dominas und natürlich viele Schattierungen dazwischen - abgesehen von den äusserlichen Unterschieden. Man muss sich schon ein wenig Zeit nehmen als Sub. Die Webseiten oder Social-Media-Inhalte der Lady lesen, die Bildsprache ansehen, dann merkt man schon sehr gut, ob es passen könnte oder nicht. Ein Telefongespräch im Vorfeld ist auch eine Möglichkeit, wobei ich das nicht gerade fördere. Weshalb mögen Sie keine Telefonate? Wenn ich bereits E-Mail-Kontakt hatte, kann man einen Anruf vereinbaren. Aber ich bin meistens sehr beschäftigt mit Sessions und anderen Aktivitäten und habe keine Zeit für Telefonanrufe. Ausserdem gibt es natürlich auch die unseriösen Anrufer, die eigentlich eine Zahl-Hotline anrufen sollten, um sich aufzugeilen.
Sind Sessions und Sklavenbeziehungen für Sie eher Beruf oder Berufung? Beides. Ich würde nicht professionelle Domina sein, wenn ich nicht Spass daran hätte und auch privat meine dominante Art ausleben würde. Wenn es nur um Geld ginge, gäbe es für mich andere berufliche Möglichkeiten. Es gibt eigentlich zwei Kategorien: Temporäre Spielbeziehungen und langfristige Bindungen. Sklaven, die sich langfristig an mich binden, geniessen gewisse Vorzüge. Aber hier muss es einfach gegenseitig wirklich passen. Sonst interessiert es mich nicht. Mit langfristigen Sklaven gehe ich dann auch anders um. Härter, strenger, intensiver, aber auch fürsorglicher. Bilden Sie denn Neu-Sklaven auch aus? Ja. Ich führe auch Anfänger in die BDSM-Welt ein. Das ist mir sehr wichtig. Und ich überfordere niemanden. Man muss also keine Angst vor mir haben. Wenn jemand den ersten Schritt in die SM-Welt machen möchte, ist eine verantwortungsvolle Vorgehensweise wichtig. Ich spüre ziemlich schnell, wo jemand steht. Empathie ist schliesslich das wichtigste Werkzeug einer guten Domina. Vielen Dank für das interessante Gespräch, verehrte Lady Addison.